Historie

Kloster Paradiese: Hochmodernes medizinisches Zentrum in historischem Ambiente

Wahrlich historisch zu nennen ist der Grund und Boden auf dem die Praxis und Klinik für Hämatologie und Onkologie heute ihren Sitz hat. Seit seiner Gründung im Jahre 1253 hat das Dominikanerkloster in Soest-Paradiese eine bewegende Geschichte durchlebt. Der einst katholische Frauen-Konvent der Dominikaner wird durch die Jahrhunderte zum Spielball von Politik und Kirche. Nach der Reformation durch Martin Luther wechseln die Konvents-Mitglieder mehrfach die Glaubensrichtung – vom katholischen zum evangelischen Glauben und umgekehrt, je nach den politischen und konfessionellen Bedingungen der Zeit. Besetzung durch Militär, Plünderungen, Zerstörung und Tributzahlungen sind in den Kriegen des Mittelalters Normalität. Von den Folgen des 30-jährigen Krieges (1618-48) und des Siebenjährigen Krieges (1756-63) erholt sich das Kloster Paradiese nur sehr schwer.

Schließlich läutet die Besetzung von fast ganz Europa durch die französische Armee das Ende ein: Die unter französischem Druck im Jahre 1803 eingeleitete Auflösung aller Klöster fallen auch Kloster und Stift Paradiese zum Opfer. Am 12. Dezember 1808 wird das katholische Kloster, am 2. Juli 1811 das evangelische Damenstift aufgehoben.

Im Jahre 1995 beginnt die Sanierung und Neugestaltung der historischen Gebäude für die Nutzung als Medizinisches Zentrum bei Krebserkrankungen. Die Privatklinik für Integrative Onkologie befindet sich heute im ehemaligen Ostflügel des Klosters.

Kleine Klosterchronik Paradiese

1251

Der Kölner Ordensprovinzial der Dominikaner, Johannes Teutonicus, regt den 1230 gegründeten Soester Dominikanerkonvent „Zum Heiligen Kreuz“ dazu an, in der Nähe von Soest ein Frauenkloster des Ordens zu gründen. Im gleichen Jahr schenkt Otto von Tecklenburg seinen in Alvoldinchusen liegenden Hof als Basis für den neuen Konvent.

1252

Der Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, genehmigt am 25. Juli den Bau des Dominikanerinnenklosters in Alvoldinchusen, das unter das Patronat der Gottesmutter gestellt werden soll.

1253

Ritter Heinrich von Alvoldinchusen übergibt dem neuen Dominikanerinnenkonvent mit Genehmigung seines Lehnsherren Theodor von Honrode seinen Haupthof in Alvoldinchusen. Prior Godefrid des Soester Dominikanerklosters kleidet die ersten Nonnen ein. Zum ersten Mal wird in den Urkunden der Name Paradyso erwähnt.

1253

Arnold von Wiederbrück zieht als „Konverse“ (Laienbruder) mit Frau und zwei Töchtern in Paradiese ein und übernimmt die Aufgabe des Revisors (Verwalter). Seine Frau Kunigunde wird die erste Priorin. Arnold errichtet die ersten Klostergebäude und die erste Klostermauer.

1263

Das Kloster Paradiese erwirbt von Conrad III., dem Burgherrn von Stromberg, den Ridderinchof bei Schwefe als bisher größten klostereigenen Besitz in der Soester Börde. Es erhält dadurch zugleich das Patronatsrecht über die St.-Severin-Kirche in Schwefe. Damit beginnt eine enge Verbindung des Klosters und – seit 1660 – des evangelischen Freiweltlichen Damenstifts mit der Schwefer Kirche bis zur Auflösung des Stifts im Jahre 1811.

1531

Die Stadt Soest und die Soester Börde schließen sich der Reformation an und übernehmen das lutherische Bekenntnis. Nur das Patrokli-Stift, das Dominikanerkloster, das Minoritenkloster sowie das Dominikanerinnenkloster Paradiese und das Zisterzienserinnenkloster Welver außerhalb der Stadt bleiben katholisch.

1579

Neun Paradieser Nonnen treten 1579 zum evangelischen Bekenntnis über. Für das Kloster Paradiese beginnt eine Zeit des ökumenischen Zusammenlebens katholischer und evangelischer Ordensfrauen, allerdings in den folgenden Jahrzehnten getrübt durch Auseinandersetzungen über konfessionelle und wirtschaftliche Fragen. Die Zahl der jeweils den beiden Glaubensrichtungen angehörenden Konventsmitglieder in Paradiese wechselt je nach den politischen und konfessionellen Bedingungen.

1593

Die Ordensfrau Elisabeth von Fürstenberg wird als „Ehrwürdige Frau“ erste evangelische Priorin von Paradiese, gefolgt von Elisabeth von Klocke. Doch auch katholische Nonnen bleiben weiterhin im Kloster.

1606

Im Kloster leben 17 evangelische und fünf katholische Ordensfrauen. Das Habit wird aufgegeben, mehrere katholische und evangelische Konventsmitglieder heiraten.

1616

Der Nachfolger der protestantischen Klevischen Herzöge, Pfalzgraf Johann Wilhelm von Neuburg, war katholisch geworden und lässt Soest durch den spanischen General von dem Berge besetzen. Er versucht, den katholischen Glauben wieder in Soest und auch in Paradiese durchzusetzen. Der Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg und der Soester Stadtrat drohen Vergeltungsmaßnahmen an, wenn die evangelischen Ordensfrauen aus Paradiese vertrieben werden sollten. Katholische wie evangelische Ordensfrauen bleiben in Paradiese.

1636

Der kaiserliche Generalfeldmarschall Johann Graf Götz beschießt am 17. September Soest und setzt die Stadt in Brand. Etwa 600 Häuser fallen in Schutt und Asche. – Der abenteuerliche Simplicius Simplicissimus Teutsch, der Held des Romans von Grimmelshausen über den Dreißigjährigen Krieg, verbringt etwa bis März 1637 einige Herbst- und Wintermonate im Kloster Paradiese und wird zum berühmten „Jägerken von Soest“.

1641

Unter dem Schutz der kaiserlichen Truppen setzt sich der katholische Glaube in der Börde wieder mehr durch. Die letzte evangelische Ordensfrau Katharina von Brambach wird aus dem Kloster vertrieben.

1648

Im Jahr des Westfälischen Friedens leben in Paradiese nur 16 katholische Nonnen. Erst in den folgenden Jahren kommen wieder evangelische Ordensfrauen nach Paradiese.

1690-1710

Nur langsam können auch in Paradiese die Folgen des Dreißigjährigen Krieges überwunden werden. Doch das Kloster kommt personell und finanziell wieder zu neuen Kräften, sodass das mittelalterliche Klostergebäude Schritt für Schritt durch einen Barockbau unter Verwendung älterer Bausubstanz ersetzt werden kann. Auch die Klosterkirche erhält eine barocke Ausstattung.

1756-1763

Der Siebenjährige Krieg, in dem die Soester Börde zum Tummelplatz von Armeen der Franzosen und der Alliierten und zum Schauplatz blutiger Schlachten (Juli 1761: Schlacht von Vellinghausen) wird, bürdet auch Kloster und Stift Paradiese erneut große Lasten auf: Besetzung, Tributzahlungen, Plünderungen gehören zur Tagesordnung, sodass sich Paradiese nur schwer wieder von den Verlusten erholen kann.

1808/1811

Der unter französischem Druck durch die Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses im Jahre 1803 eingeleiteten Auflösung aller Klöster fallen auch Kloster und Stift Paradiese zum Opfer. Am 12. Dezember 1808 wird das katholische Kloster, am 2. Juli 1811 das evangelische Damenstift aufgehoben.

1836-1876

Industrielle Nutzung des ehemaligen Klostergeländes durch Kalkbrennerei und Nagelschmieden.

1876

Verkauf des Klosterareals an die Familie Kortmann, die es in mehreren Generationen als Gutshof bewirtschaftet.

1995

Kauf des von zunehmendem Verfall bedrohten Anwesens durch die Ärzte Dr. Thomas Oyen und Dr. Winfried Steinberg. Beginn der Sanierung und Neugestaltung der historischen Gebäude für die Nutzung als Medizinisches Zentrum bei Krebserkrankungen.

1995-1996

Wiederaufbau der Klostermauer auf einer Länge von 250 Metern unter Wiederverwendung der vorhandenen Mauersteine.

1995-1997

Restauration der 1836 erbauten Nagelschmieden. Seit 1997 Nutzung als medizinische Laboratorien und Verwaltungsräume.

1995-1998

Baubegleitende archäologische Untersuchungen im Klostergelände. Zeitweise umfangreichste Grabungsaktion in Nordrhein-Westfalen.

1996-1999

Wiederherstellung des barocken Ostflügels mit den ursprünglichen Dachgauben.

1997

Restaurierung zweier früher zum Ostflügel gehörender Apostelfiguren. Aufstellung der Figuren im Foyer der Klinik.

Mai 1998

Erster Gottesdienst in Paradiese seit fast 200 Jahren am Himmelfahrtstag durch die Gemeinden Ostönnen (Pfarrer Volker Kluft) und Schwefe (Pfarrer Werner Günther).

23.Januar 1999

Einweihung und Eröffnung des Ostflügels als Klinik für integrative Onkologie.

2001

Wiederanlage der Klosterteiche mit Anbindung an den Paradieser Bach. 

Erste Vesper seit der Klosterauflösung mit vierzig Ordensfrauen aus der Erzdiözese Paderborn.